
Kerstin Huth ist Fachwirtin der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft und gründete 1996 die Hausverwaltung Renger mit Schwerpunkt WEG in Berlin. Sie ist Mitglied beim Immobilienverband IVD und engagiert sich ehrenamtlich im Verwalterfachausschuss Berlin-Brandenburg.
Frau Huth, an welches Ereignis aus Ihrer beruflichen Laufbahn können sie sich heute noch gut erinnern?
Ich erinnere mich an eine Mieterin, die mir einen handgeschriebenen Beschwerdebrief geschickt hat. In diesem stand, dass sie den „Reaktor bei der Bildzeitung“ anrufe, wenn die von ihr geforderten Maßnahmen nicht sofort umgesetzt würden. Natürlich haben wir die Beschwerde ernst genommen, aber wir mussten auch schmunzeln. Mir fallen noch ganz viele andere Beispiele an. Im Team haben wir schon oft Situationen erlebt, bei denen wir gesagt haben: „Wir könnten ein Buch schreiben“. Leider fehlt im Verwaltergeschäft die Zeit, das auch mal wirklich zu machen.
Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?
Ich bin mit Herz und Seele WEG-Verwalterin. Ich mag Menschen und führe auch gern durch Eigentümerversammlungen, im Moment habe ich davon rund 30 im Jahr. Das ist zwar ganz schön anstrengend, aber ich bin in Kontakt mit den Menschen und bekomme hier oft positives Feedback. Das bekommt man als Verwalterin leider nicht so oft.
Wie läuft eine typische WEG-Versammlung ab?
Das ist ganz unterschiedlich und kommt immer auf die Struktur der Eigentümer an. Manchmal gibt es Versammlungen, die mal eben eine Dachsanierung für 300.000 Euro durchwinken und am Ende unter Punkt ‚Verschiedenes‘ dann zwei bis drei Stunden über die kleinen Zipperlein diskutieren. Damit das nicht ausartet und alles gut strukturiert ist, bereite ich die Versammlungen sehr gut vor. In der Regel läuft dann auch alles wie geplant.
Was würden Sie einem jungen Menschen raten, der gerne den Verwalter-Beruf erlernen möchte?
Hausverwalter der interessanteste Beruf, den es gibt. Er ist unheimlich vielseitig, weil sowohl juristische, bautechnische, psychologische, kaufmännische als auch buchhalterische Fähigkeiten gefragt sind. Das ist schön und auch herausfordernd. In der Branche ändert sich ständig etwas und man sollte Spaß an der Immobilienwirtschaft und am Lernen haben. Wer den Beruf machen will, sollte einen guten Ausbildungsbetrieb haben und sich entscheiden, wo man seinen Schwerpunkt setzen will. Ist man eher Kaufmann oder eher Problemlöser, der viel mit Menschen kommuniziert? Außerdem ist es wichtig, ein dickes Fell zu haben und es nicht persönlich zu nehmen, wenn Menschen anrufen und aufgeregt sind. Denn sie rufen natürlich meistens an, wenn sie ein Problem haben und nur relativ selten um sich zu bedanken, weil alles problemlos geklappt hat. Das kommt aber auch ab und zu vor und das ist dann sehr schön.
Frau Huth, wir danken für das Gespräch.