Nach mehr als einem Jahrzehnt an der Spitze der Vonovia SE zieht sich Rolf Buch zum Jahresende als Vorstandsvorsitzender zurĂŒck. Anlass genug, mit dem 60-jĂ€hrigen Manager als eine der prĂ€genden Persönlichkeiten der Immobilienwirtschaft zu sprechen.
Aus dem einstigen kommunalen Wohnungsunternehmen in Bochum formte Buch einen DAX-Konzern â mit rund 535.000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Ăsterreich den gröĂten privaten Wohnungsanbieter Europas. In seine Amtszeit fallen wegweisende Ăbernahmen, darunter die GAGFAH, BUWOG und Deutsche Wohnen. Im GesprĂ€ch mit dem AIZ-Immobilienmagazin formuliert Buch klare Erwartungen an die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz. Er spricht ĂŒber politische Fehlanreize wie die Mietpreisbremse, ĂŒber Neubauhemmnisse und bĂŒrokratische HĂŒrden â aber auch ĂŒber die Chancen technologischer Innovation und die Verantwortung der Branche.
AIZ-Immobilienmagazin: Die neue Bundesregierung will die Mietpreisbremse verlĂ€ngern und verschĂ€rfen. MĂŒssen wir uns damit abfinden?
Rolf Buch: Das sollten wir keinesfalls tun. FĂŒr den Neubau und die energetische Sanierung benötigen wir in Deutschland in den nĂ€chsten zehn Jahren jĂ€hrlich 220 Milliarden Euro. Das ist ohne privates Kapital nicht zu schaffen. Die neue Bundesregierung muss das Thema Wohnen entschlossen angehen.
Seit ihrer EinfĂŒhrung 2015 ist die Mietpreisbremse ein politisch umstrittenes Instrument. Wie fĂ€llt Ihre Bilanz nach knapp zehn Jahren aus?
Sie hat den Mangel an bezahlbarem Wohnraum verschĂ€rft. Sie ist sozial blind. Menschen mit AltmietvertrĂ€gen ziehen nicht mehr um, weil sie sich eine neue Wohnung nicht leisten können. Die Mietpreisbremse hĂ€lt Investoren ab und gibt keine Anreize, in Neubau zu investieren. Sie wurde eingefĂŒhrt, weil man Zeit gewinnen wollte, damit bezahlbarer Wohnraum entstehen kann. Doch nach zehn Jahren muss man feststellen: Das ist nicht geschehen. Ein sozial gerechtes Mietrecht muss das Ziel sein. Eine angemessenere Regulierung wĂŒrde es auch einfacher machen, privates Kapital fĂŒr Investitionen in Deutschland zu bekommen.
Die Mietpreise steigen inzwischen nicht nur in Metropolen wie Berlin und MĂŒnchen, sondern auch in StĂ€dten wie Augsburg und Leipzig. Wie erreichen wir eine Entspannung auf dem Markt?
Die Baukosten sind zu hoch, BĂŒrokratie und Bauvorschriften mĂŒssen abgebaut, Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Der Standard fĂŒr Neubauten darf nicht weiter verschĂ€rft werden. Der beschlossene GebĂ€udetyp E wird den Neubau wieder in Schwung bringen. Damit ist kostengĂŒnstigeres Bauen möglich. So kann schnell neuer Wohnraum entstehen und die Lage am Wohnungsmarkt kann sich spĂŒrbar entspannen.
Meist ist nicht mehr primÀr die Baualtersklasse, sondern der energetische Zustand einer Immobilie kaufentscheidend?
Der GebĂ€udesektor ist fĂŒr 40 Prozent des PrimĂ€renergieverbrauchs und 35 Prozent der COâ-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Aus der Notwendigkeit, COâ einzusparen, haben wir bei Vonovia unseren Klimapfad entwickelt. Unsere Sanierungsquote liegt weit ĂŒber dem Bundesdurchschnitt. Wir haben bisher gut saniert und modernisiert. Lediglich drei Prozent unserer GebĂ€ude sind derzeit noch den schlechteren Effizienzklassen G und H zuzuordnen. 2015 waren es noch 24,6 Prozent unserer BestĂ€nde.
Vonovia hat 2023 alle Neubauprojekte eingestellt. Warum?
Die Zinsen waren innerhalb kĂŒrzester Zeit explodiert. Da haben wir die Pausetaste fĂŒr den Neubau gedrĂŒckt. Konkret haben wir zwar keine neuen Projekte mehr angestoĂen, aber alle laufenden Projekte zu Ende gebracht. Das waren allein im Jahr 2024 3.700 Wohnungen. In diesem Jahr werden wir 3.000 neue Wohnungen bauen.
Was erwarten Sie von der neuen Bundesregierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz?
Die neue Bundesregierung verfĂŒgt ĂŒber hohe Wirtschaftskompetenz. Jetzt kommt es darauf an, diese gezielt einzusetzen. Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen, um groĂflĂ€chig bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dazu zĂ€hlen der Abbau bĂŒrokratischer Hemmschwellen, die Vereinfachung der Auflagen, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren und die Verstetigung der Förderlandschaft.
Veröffentlicht im AIZ-Immobilienmagazin, AIZ 6/ 2025
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