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Nicolai Schwarzer ist seit über 30 Jahren in der Berliner Immobilienwirtschaft tätig und leitet die SCHWARZER Unternehmensgruppe mit den Schwerpunkten Maklergeschäft, Hausverwaltung und Projektentwicklung. Für sein gesellschaftliches Engagement wurde er beim Deutschen Immobilientag des IVD in Berlin mit dem „Brückenbauerpreis der deutschen Immobilienwirtschaft“ ausgezeichnet, der erstmals vergeben wurde.

Mit dem Verein „Nie wieder ist jetzt“ setzt er sich für demokratische Werte, gegen Antisemitismus und für eine neue Kultur des Zuhörens ein. Im Interview spricht er über persönliche Beweggründe und konkrete unternehmerische Verantwortung.

AIZ-Immobilienmagazin: Herr Schwarzer, herzlichen Glückwunsch zum Brückenbauerpreis! Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung — persönlich und mit Blick auf Ihr Engagement?

Nicolai Schwarzer: Die Auszeichnung ist eine sehr große Motivation weiterzumachen. Wenn mein Engagement — und das aller, die mit mir an diesem Projekt arbeiten — mit einem Preis ausgezeichnet wird, der „Brückenbauerpreis“ heißt, bedeutet das: Unsere Intention stimmt. Genau das wollen wir ja — Brücken bauen zwischen Menschen, bei denen diese eingerissen oder eingestürzt sind. Für mich persönlich bedeutet der Preis sehr viel, weil ich mit ganzem Herzen hinter dem Projekt stehe. Und die Auszeichnung zeigt, dass auch viele andere dies tun.

Wie haben Sie den Moment der Preisverleihung durch IVD-Präsident Dirk Wohltorf erlebt — hatten Sie damit gerechnet oder kam die Ehrung für Sie überraschend?

Dirk Wohltorf hatte mich an dem besagten Freitagmorgen unter einem Vorwand abgeholt und zum Berliner Congress Center bcc gebracht, wo gerade Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner die Gäste des Deutschen Immobilientags begrüßt hat. Ich war überwältigt und gerührt, weil ich im Vorfeld keinerlei Hinweis erhalten hatte. Es war also eine absolute Überraschung — und genau diese Gefühlswelt kam in dem Moment der Verkündung zusammen. Wie soll ich das beschreiben? Habe ich gerade richtig gehört? Stimmt das? Das kann ich nicht glauben! Doch, es stimmt! Wahnsinn!

Sie sind seit über 30 Jahren als Immobilienunternehmer aktiv. Was hat Sie dazu bewogen, sich zusätzlich gesellschaftlich so stark einzubringen?

Natürlich hängt das mit meiner persönlichen Familiengeschichte zusammen. Der konkrete Auslöser war jedoch eine Demonstration nach dem 7. Oktober 2023 vor meinem Büro am Ku’damm. Dort marschierten Menschen und skandierten laut stark antisemitische Parolen. Das hat mich erschüttert. Noch stärker wurde mein Antrieb, als ich kurz darauf mit meiner Tochter an einer Gegendemonstration gegen den Hamas-Terror teilnahm. Die wenigen Menschen, die dort waren, kannte ich fast alle persönlich. Da habe ich mir gesagt: Ich muss etwas tun — damit meine Kinder mich später nicht fragen, „Papa, was hast du dagegen getan?“ Oft braucht es nur einen Moment, um ein Grundgefühl in konkretes Handeln zu verwandeln.

Sie haben die Kundgebung „Nie wieder ist jetzt“ vergangenen Winter vor dem Brandenburger Tor mitinitiiert — daraus ist inzwischen ein Verein entstanden. Was war Ihre ursprüngliche Motivation, und wie hat sich das Engagement seither weiterentwickelt?

Ursprünglich wollte ich einfach möglichst viele Menschen zusammenbringen, um zu zeigen, dass sich viele gegen Antisemitismus einsetzen. Schnell wurde mir aber klar: Antisemitismus hängt immer auch mit Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung zusammen — und davon sind viele betroffen. Es geht letztlich darum, unsere demokratischen Werte zu stärken und zu verteidigen. In der Auswertung der Demonstration stellten wir fest, dass am Brandenburger Tor nur wenige junge Menschen waren. Warum? Vermutlich, weil wir die falschen Kommunikationswege genutzt hatten. Daraus entstand die Idee für unser Schulprojekt: Mehr junge Menschen erreichen — für ein Anliegen, das ihre Zukunft betrifft. Mein besonderer Dank gilt Dirk Wohltorf und der gesamten Bundesgeschäftsstelle des IVD, die mich und die Demo in ihrer Freizeit von der ersten Sekunde an unterstützt haben.

Welche nächsten Schritte planen Sie mit dem Verein — etwa mit Blick auf das Hologramm-Projekt mit prominenten Stimmen für den Schulunterricht? Wie wird dieses Projekt konkret umgesetzt und wie ist die Resonanz?

Im Juli drehen wir die Hologramm-Videos. Wir erfahren große Unterstützung, es gab aber auch zögerliche Reaktionen. Vielen fällt es offenbar schwer, zwischen einem Einsatz für Demokratie und gegen Antisemitismus und den aktuellen politischen Entwicklungen im Nahen Osten zu unterscheiden. Politik muss diskutierbar bleiben. Aber ein Einsatz für Menschenrechte und gegen Ausgrenzung ist für mich nicht verhandelbar. Wir starten im neuen Schuljahr mit einem Pilotprojekt an sieben Berliner Schulen, dann wollen wir bundesweit aktiv werden. Pädagoginnen haben ein didaktisches Konzept entwickelt, in das die Hologramm-Videos eingebunden sind. Zudem sind wir im Gespräch mit MrWissen2go, um ergänzende Erklär-Videos zu produzieren. Die Hologramm-Boxen werden an die Schulen gebracht, in der Hoffnung, dass die Technik die Jugendlichen fesselt und zum Nachdenken anregt. Ziel ist, dass die Schüler eigene Projekte entwickeln.

Was bedeutet für Sie gesellschaftlicher Zusammenhalt – und wie lässt er sich heute konkret stärken?

Das ist eigentlich ganz einfach: das Miteinander pflegen, zuhören, respektieren, diskutieren, sich austauschen, sich für andere einsetzen, achtsam sein. Alles, was wir früher mit Menschlichkeit verbunden haben. Gestärkt wird der Zusammenhalt, wenn jeder Einzelne darüber nachdenkt, was sein Handeln für andere bedeutet. Weniger Egoismus ist mehr.

Viele Unternehmer möchten sich engagieren, sind aber unsicher, wo sie anfangen sollen. Welche Möglichkeiten sehen Sie gerade für regional verwurzelte Makler und Verwalter, sich wirkungsvoll einzubringen?

Jeder ist eingeladen, uns zu unterstützen — mit persönlichem Einsatz oder finanziell. Unser Verein NieWiederIstJetzt e.V. (www.niewieder.com) freut sich über neue Mitglieder und braucht jede Hilfe. Ich habe zudem ein Buch mit dem Titel „NieWiederIstJetzt“ geschrieben. Es richtet sich an Kinder, Jugendliche und politisch bisher wenig interessierte Menschen und erklärt mit einfachen Hashtags, warum Demokratie unser Engagement verdient. Ein gutes Geschenk — und jeder Euro geht an den Verein.

Sie zeigen, dass unternehmerischer Erfolg und gesellschaftliche Haltung zusammengehen können. Welche Verantwortung trägt aus Ihrer Sicht die Immobilienbranche insgesamt — gerade als Teil der bürgerlichen Mitte?

Wir tragen als Immobilienunternehmer eine große soziale Verantwortung — etwa beim Thema bezahlbarer Wohnraum. Vorrangig ist hier natürlich die Politik gefragt. Aber klar ist auch: Ohne verlässliche politische Konzepte können wir den benötigten Neubau nicht leisten — weder in der erforderlichen Menge noch in der nötigen Zeit.

Was ist Ihre wichtigste Botschaft an die Menschen, die Ihr Engagement beobachten — ob als Mitstreiter, Kritiker oder stille Zuhörer?

Seid dabei! Und stellt euch nicht die Frage: „Was kann ich allein schon bewirken?“ — Wir haben in drei Wochen mehr als 10.000 Menschen mobilisiert und auf die Straße gebracht …

Veröffentlicht im AIZ-Immobilienmagazin, AIZ 7-8/ 2025

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